Dienstag, 23. Februar 2010

Trotz alledem

Mitbürger! Freunde! Römer! Hört mich an!
Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen.
Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,
Das Gute wird mit ihnen oft begraben.
So sei es auch mit Cäsarn! Der edle Brutus
Hat euch gesagt, daß er voll Herrschsucht war;
Und war er das, so wars ein schwer Vergehen,
Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt.
Hier, mit des Brutus Willen und der andern
- Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann,
Das sind sie alle, alle ehrenwert -,
Komm ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden.
Er war mein Freund, war mir gerecht und treu;
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Er brachte viel Gefangne heim nach Rom,
Wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt.
Sah das der Herrschsucht wohl am Cäsar gleich?
Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Cäsar;
Die Herrschsucht sollt aus härterm Stoff bestehn.
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Ihr alle saht, wie am Lupercusfest
Ich dreimal ihm die Königskrone bot,
Die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht?
Doch Brutus sagt, daß er voll Herrschsucht war,
Und ist gewiß ein ehrenwerter Mann.
Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen;
Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß.
Ihr liebtet all ihn einst nicht ohne Grund;
Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern?
O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh,
Der Mensch ward unvernünftig! - Habt Geduld!
Mein Herz ist in dem Sarge hier beim Cäsar,
Und ich muß schweigen, bis es mir zurückkommt.

Nicht von mir, aber passend !

4 Kommentare:

  1. Da wir ja nun bei Shakespeare angekommen sind, kurz nach dem Antonius spricht ein Bürger: "Ich fürcht, ein Schlimmrer kommt an seine Stelle."
    Da ich zu wissen glaube, wer hier den Caesar gegeben hat, bin ich auf den nachfolger doch echt gespannt

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  2. Ein sehr schönes Gleichnis.

    An den Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth werden sich auch nach Jahren noch Leute erinnern.

    Die feigen, in ihren Rattenlöchern sitzenden Anonymen aber, die nicht einmal angesichts der Tragik dieses Falles ihre Häme zurückhalten können, haben schon jetzt keinen Namen, an den man sich je erinnern könnte und das ist auch gut so.

    Nur sollte es ihnen bewusst sein, dass sie mit ihrem Gekeife nicht mehr ihn erreichen, wohl aber seine Angehörigen und Freunde verletzen.

    Er wird durch Eure Schmähungen nur noch fester auf dem Sockel stehen, von dem Ihr ihn zu Lebzeiten vergeblich zu stoßen versucht habt!

    De mortuis nil nisi bene!
    Memento mori!

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  3. Von dem Sockel hat er sich selbst gestoßen, gute Lore. Als Computerpionier in Rechtssachen hätte er einer der ganz Großen werden können. Ohne seine ganzen grenzwertigen Aktionen oder gar die strafbaren Handlungen hätte ich ihn auch gerne mal als Dozent an der Uni gehört.

    Aber so wird ihn wohl kaum jemand aus der Szene in ehrendem Andenken behalten. Weil er in den letzten Jahren einen extrem unsportlichen Ehrgeiz entwickelt hatte.

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  4. "Von dem Sockel hat er sich selbst gestoßen..."

    Ach ja, und deshalb auch die Keiferei? Wenn es so wäre, wäre doch eher Schweigen angebracht.

    "Als Computerpionier in Rechtssachen hätte er einer der ganz Großen werden können..."

    Nun, ich denke, das war er schon – dass er auch Fehler gemacht hat, bestreitet niemand, dafür war er ein Mensch... Aber es ist kein Grund, ihn deshalb posthum zu verunglimpfen.

    "Aber so wird ihn wohl kaum jemand aus der Szene in ehrendem Andenken behalten."

    Glauben Sie wirklich, dass ihn die Meinung der "Szene" jetzt noch interessiert?

    Das "ehrende Andenken" ist eine Sache der Lebenden und auch eine Frage des Anstandes.
    Und da bin ich schon sicher, dass es neben der "Szene" noch genügend Leute gibt, die ihm dieses ehrende Andenken nicht verwehren – ich gehöre übrigens dazu!

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