Mittwoch, 28. Juli 2010

Und immer wieder die gleichen Fragen

Nun werde ich in letzter Zeit immer häufiger angesprochen und und mit Gretchenfrage konfrontiert:

Sie, Herr Anwalt, wie halten Sie es mit der Moral ???


Ich werde ab sofort diesen Witz erzählen :

Ein Rechtsanwalt hatte einen Mandanten in einem Skandalprozess erfolgreich verteidigt. Auf einer Party danach spricht ihn eine entrüstete Frau an: "Für Sie ist wohl kein Delikt zu gemein, zu abscheulich, zu unerhört, dass Sie nicht die Verteidigung übernehmen wollten!" - "Kommt drauf an", sagte der Anwalt, "was haben sie denn ausgefressen?"

2 Kommentare:

  1. Friedrich Nietsche hat sich in "Menschliches, Allzumenschliches I u. II – Ein Buch für freie Geister" höchst interessant und ausführlich auch über die Geschichte der moralischen Empfindungen ausgelassen.

    Wer "Moral" als Wertung der Handlung eines anderen ins Spiel bringt, hat diesen Begriff in der Regel nicht verstanden.

    Man frage doch nur mal einen dieser "Moralisten", was er unter "Moral" und "Unmoral" versteht – ob ihm außer ein paar Beispielen, die seiner subjektiven Moralauffassung entsprechen, auch nur irgend eine gescheite Definition dieses Begriffes einfällt?

    Es lässt sich immer leicht über die "Moral" eines anderen urteilen, wenn man selbst nicht bemüht ist, die Beweggründe für das Handeln seiner Mitmenschen zu verstehen.

    Martin Luther King hat es einmal so ausgedrückt:

    "Die Menschen kommen nicht miteinander klar, weil sie Angst haben.
    Sie haben Angst voreinander, weil sie sich nicht kennen.
    Sie kennen sich nicht, weil sie nicht miteinander geredet haben."

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  2. Über Moral und Moralisten gibt es viele nette und nachdenkenswerte Abhandlungen und Zitate.

    Ein Anwalt hält es mit der Moral sicher nicht anders als der Rest der sich als Krone der Schöpfung ansehenden Erdenbewohner.

    "Moralische Entrüstung besteht in den meisten Fällen zu 2 Prozent aus Moral, 48 Prozent aus Hemmung und 50 Prozent Neid." (unbekannt)

    "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral" – heißt es bei Berthold Brecht in der Dreigroschenoper.

    Auch das stammt von F. Nietzsche: „Moral ist eine Wichtigtuerei des Menschen vor der Natur. Moral zu predigen ist ebenso leicht als Moral zu begründen schwer ist."

    Die Chansonsängerin Edith Piaf fand, dass "Moral ist, wenn man so lebt, dass es gar keinen Spaß macht, so zu leben."

    Und der Philosoph und Sozialkritiker Bertrand Russell definierte "Moralisten sind Leute, die sich jedes Vergnügen versagen, außer jenem, sich in das Vergnügen anderer Leute einzumischen."

    "Die Welt ist voll von Leuten, die Wasser predigen und Wein trinken" bemerkte der italienische Schriftsteller Giovanni Guareschi in einer Zeit, da das Internet noch unbekannt war.

    Nur "was Moralisten übersehen: Die Menschheit verdankt ihre Existenz den sogenannten niedrigen Instinkten."(unbekannt)

    Tiere kennen keine "Moral", ihre Überlebensstrategie ist, "fressen und gefressen werden", um die Vielfalt der Arten als Teile der Nahrungskette zu erhalten.

    Der Mensch unterscheidet sich als soziales Wesen davon, dass er sich gesellschaftliche Normen – eine Moral – auferlegt hat.
    Aber wie schon Goethe in seinem Faust treffend bemerkte: "Er nennt's Vernunft und braucht's allein, nur tierischer als jedes Tier zu sein ..."

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