Der "Welttag des geistigen Eigentums ist" – wie alle Welttage- ein Tag der klaren Worte :
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Neumann erklärte: "Ich sehe mit großer Sorge, wie massive Urheberrechtsverletzungen im Internet die Kultur- und Kreativbranche nach wie vor in Bedrängnis bringen. Manch ein selbst ernannter ´Pirat´ übersieht, dass hier persönliche Existenzen und die Lebensgrundlage der Kulturschaffenden auf dem Spiel stehen."
Früher hat man "Piraten" einfach einen Kopf kürzer gemacht, heute muss man ihnen seiten- und stundenlang erklären, warum das falsch und rechtswidrig ist, was sie tun.
Trotzdem wird man dann als Abzocker tituliert, wenn man nicht "gratis" tätig werden kann und will. Man sehnt sich fast zu Zeiten von Klaus Störtebeker zurück.
Schön ist war dabei die Reaktionen eines Mandanten, der sich einer Abmahnung wegen Filesharing ausgesetzt sah, auf meine Frage: "Warum er denn 600 Lieder von grottenschlechten Sängern und Sängerinnen heruntergeladen und dann angeboten habe?"
"Wieso, das machen doch alle ! "
Oder
Selbsternannte Aufklärer und Verbraucherschützer verbreiten auf ihren Seite "fremde" Inhalte und Bilder, nennen sich dann Blogger und sind erstaunt, wenn es Ärger gibt :
"Wieso das machen doch alle ! "
Bei meiner Gebührenrechnung werde ich dann auch sagen :
"Wieso das machen doch alle!"
Aber dann wird wieder gejault.
"Wieso das machen doch alle!"
AntwortenLöschenDiese Reaktion eines wohl etwas naiven Mandanten erinnert mich sehr an einen Slogan einiger Zeitgenossen bestimmter Schichten der werktätigen Bevölkerung aus DDR-Zeiten, die ihr Einkommen durch kleine Diebereien an dem was man Volkseigentum nannte, aufbesserten.
Da hieß es:
"Wenn alle nur ein bisschen bescheißen, können wir alle gut leben!"
Nun ja, es nahm ein böses Ende mit der DDR-Volkswirtschaft, sicher nicht nur deswegen.
Das materielle Eigentum unterliegt in der Bundesrepublik Deutschland einem ganz besonderen Schutz – und das wird komischerweise mit hoher Akzeptanz in allen Schichten der Bevölkerung anerkannt.
Ist ja auch für niemanden angenehm, wenn Eigentum, wie auch immer, verlorengeht.
Mal abgesehen von den ganzen Scherereien, die man als Betroffener nach gegenständlichem Eigentumsverlust hat (Ärger mit Versicherungen, Wiederbeschaffung usw.), hat jedes materielle Eigentum schließlich für den Eigentümer auch einen ideellen Wert, der oftmals größer ist, als der materielle Verlust.
Warum hat nun aber das geistige Eigentum, zu dem auch das Urheberrecht gehört, nicht die gleiche Akzeptanz in allen Schichten der Bevölkerung?
Weil die Ergebnisse geistigen Wirkens erst viel später überhaupt als Eigentum definiert und auch in Gesetze gefasst wurden und dieser Prozess im Zuge der gesellschaftlichen Entwicklung auch nie abgeschlossen sein wird?
Oder handelt es sich um Zeitgenossen, die das geistige Eigentum anderer (gedankenlos oder bewusst) für ihre Zwecke nutzen – um "reich" zu werden (mir fällt da spontan ein Sänger ein) oder eben auch nur um die "Einkünfte" als ALG II-Empfänger etwas aufzubessern?
Für die "selbsternannten Verbraucherschützer" sind unseriöse Geschäfte im Internet "Abzocke" und dieser Begriff scheint jetzt sogar Eingang in den Rechtssprache gefunden zu haben - auch ganz nett.;-)
Wie bezeichnet man aber nun den Vorgang, wenn geistiges Eigentum anderer durch "selbsternannte Verbraucherschützer" zum Gelderwerb eingesetzt wird? – Gutgemeinter Diebstahl, gemeinnütziger Diebstahl oder Verbraucher-schützender-Diebstahl?
Nun, es bleibt wohl unter dem Strich Diebstahl – nur hat der Urheber, der geistige Eigentümer, kaum eine Chance gegen die oft mittellosen Diebe.
Und wenn er sich der Hilfe eines Rechtsanwaltes bedient, wird dieser öffentlich als böser "Abmahnanwalt" geschmäht – so einfach ist das im "selbsternannten Verbraucherschutz".
"Wieso das machen doch alle!"
Nein, zum Glück nicht – und die es (noch) so machen, werden lernen müssen, dass ihr Tun nicht in Ordnung ist, notfalls auch mithilfe "böser Abmahnanwälte".
"Früher hat man "Piraten" einfach einen Kopf kürzer gemacht, heute" -
AntwortenLöschenwerden sie salonfähig und gründen sogar eine Partei... wo wird das noch hinführen?
"werden sie salonfähig und gründen sogar eine Partei... wo wird das noch hinführen?"
AntwortenLöschenNaja, von Ministern in Turnschuhen hin zu Professor Fischer vielleicht?